Länge: 18,6 km
Höhenmeter Aufstieg: 1030 m
Höhenmeter Abstieg: 970 m
Dauer: 6:00 h
GPX
Zum ersten Mal starte ich eine Fernwanderung nicht alleine, sondern in Begleitung eines Freundes. Wir reisen schon zwei Tage vorher an, um das kleine Dorf Theth (Thethi), das idyllisch an einem Fluß im gleichnamigen Nationalpark inmitten der albanischen Alpen liegt, sowie seine Wanderwege zu erkunden. Es gibt einige Unterkünfte, aber Achtung: keine ATMs! Geld abheben solltet ihr in Tirana oder Shkodra.
Anreise nach Thethi:
Von der Hauptstadt Tirana ist es nur eine kurze Bus- oder Taxifahrt zu dem South Terminal, von dem ein Bus direkt nach Shkodra (Shkodër) fährt. Dauer ca. 2 Stunden, Preis 3-4 €. In Shkodra besteht die Möglichkeit einen Minibus nach Thethi zu nehmen. Nachteil: Abfahrt ist morgens um 7 Uhr. Diese Uhrzeit ist bei Anreise mit dem Bus aus Tirana nicht zu schaffen, außer man plant eine Nacht in Shkodra ein. Shkodra ist zwar auch mit dem Taxi zu erreichen, die Busversion ist aber sehr angenehm, stressfrei und günstig. Wir lassen uns aus der Stadt gegen Entgelt von einem Fahrer unserer Unterkunft abholen. Dieser Service wird von fast allen Unterkünften in Thethi angeboten, da der Ort ziemlich isoliert gelegen ist. Die Autofahrt dauert nochmal 3-4 Stunden. Wer mit eigenem (Miet-)Auto unterwegs ist, sollte sich auf teils einspurige Serpentinen mit Gegenverkehr u.a von Bussen und Touristen sowie eine hohe Unfallgefahr einstellen.
Unterkunft:
Die familiengeführte Unterkunft Molla Guest House kann ich nur wärmstens empfehlen: Das Steinhaus liegt etwas oberhalb der Ortschaft, die Betten sind bequem, das Essen ist vorzüglich und die Portionen riesig. Die Gartenterrasse bietet einen wunderschönen Ausblick auf die Berge und es gibt einen kleinen Hund sowie eine verschmuste Katze.
Etappe 1
Nach einem opulenten Frühstück starten wir frühmorgens unser Abenteuer. Wir laufen die Straße hinab nach Thethi, an dessen Brücke die erste Etappe offiziell beginnt. Links des Dorfes folgen wir dem Geröllweg, der bald in einen Pfad übergeht. Wir überqueren den Flußauf auf einer ziemlich wackeligen Bretterbrücke, die wir doch lieber nacheinander betreten. Es folgt ein kräftiger Anstieg erst durch Wald, dann über eine von Steinblöcken durchzogene Wiese. Der Weg ist hier noch gut markiert: kleine weiße Plastikvierecke, auf denen grüne Berge, darunter der Schriftzug “Peaks of the Balkans”, abgebildet sind. Auf halber Strecke kommt man an einer Art Café vorbei. Weil es da so schön ist, machen wir eine kurze Pause und gönnen uns eine kalte Cola. Weiter geht es wieder ein kurzes Stück durch den Wald, bis der Weg immer steiniger und alpiner wird und wahnsinnig schöne, Instagram-taugliche Ausblicke bietet. Schließlich erreichen wir die Valbona Passhöhe. Rechts geht es noch eine paar Meter hoch auf den Gipfel/ Aussichtspunkt (1797 m). Dieser Miniabstecher ist etwas ausgesetzt, aber als Belohnung wartet eine fantastische Aussicht.



Dem steilen Aufstieg folgt ein steiler Abstieg über Kies und Stein. Einige Tageswanderer tummeln sich auf der Strecke und ich freue mich schon etwas auf die einsameren und ruhigeren Etappen. Am Fuße des Berges wartet eine Bar auf Gäste, doch da wir noch ein gutes Stück vor uns haben, widerstehen wir der Versuchung und wandern weiter. Die Gegend wird immer grüner, mediterraner, mit Höfen, Viehweiden, Obstbäumen und Guesthouses. Einige der windschiefen Häuser sind bewohnt, manche werden dem Verfall überlassen. Wir kommen an ein paar Bunkern vorbei, die in den 70er und 80er Jahren unter der sozialistischen Herrschaft Enver Hoxhas errichtet wurden und aussehen wie kleine Pilze aus Beton. Der Rest der Strecke führt durch ein ausgetrocknetes, breites Flussbett und schließlich ein paar Kilometer auf Asphalt bis zu dem kleinen Örtchen Valbona/Valbonë. Im Ort angekommen muss ich mich kurz hinter einem Auto verstecken, da wir von Kühen verfolgt werden. Doch sie ziehen vorbei, ihre Aufmerksamkeit galt nicht uns und sie gehören hier scheinbar zum Stadtbild. Grundsätzlich sind Kühe, mit ihren großen, von langen Wimpern umrahmten Augen ja auch harmlos, solange man nicht mit den Stöcken vor ihnen rumfuchtelt. Nur wenn Kälber und Stiere Teil der Herde sind, kann man etwas Vorsicht walten lassen.






Unsere heutige Unterkunft ist das Guesthouse Drinos. Der Besitzer ist sehr nett und organisiert uns in dem nebenan gelegen Restaurant, an dem wir kurz zuvor abgewiesen wurden, einen Platz zum Abendessen. Das Guesthouse selbst scheint noch nicht ganz fertig zu sein, es ist noch etwas kahl und hat ein paar lose Anschlüsse – wie beispielsweise die der Heizung, aber der Besitzer platziert einen Heizlüfter in unserem Zimmer, Problem gelöst. Auch das Wasser funktioniert zunächst nicht, doch als ich nach einem kurzen Powernap wieder aufwache, läuft dieses wieder (und ist auch noch warm).