Länge: 14,9 km
Höhenmeter Aufstieg: 1160 m
Höhenmeter Abstieg: 940 m
Dauer: 6:45 h
GPX
Nach einer erholsamen Nacht geht es frühmorgens in das Restaurant nebenan zum Frühstück. Dieses besteht wie fast überall auf der Route aus Brot, Gurken, Ziegenkäse und Marmelade. Im Anschluss packen wir unsere Rucksäcke und laufen los. Der Rother Wanderführer offeriert uns heute zwei unterschiedliche Strecken: eine blaue (einfach und kürzer) und eine rote (mittelschwer und länger). Wir entscheiden uns natürlich für Letztere.
Nachdem wir den ausgetrockneten Fluß auf der Brücke überquert haben, geht es gleich bergauf. Der Aufstieg ist mäßig steil, führt durch Wald, über Felsen eines ausgetrockneten Baches und einem Saumpfad auf eine Art Plateau mit ersten schönen Ausblicken. Es geht weiter durch Wald und Wiese bis man oberhalb der Baumgrenze ankommt. Hier machen wir eine Pause und geniessen die Aussicht in das Tal, aus dem wir hinaufgestiegen sind sowie auf die Berglandschaft, die noch vor uns liegt. Eine kleine blau überdachte Hirtenhütte gegenüber wirbt mit Café. Überhaupt bieten einige der Hirtenhütten, die man unterwegs passiert, Getränke oder Essen für Wanderer an.



Bis auf zwei weitere Wanderinnen sind wir auf dieser Etappe komplett alleine, was ich durchaus geniesse.
Unbemerkt überqueren wir die Grenze nach Montenegro, die nur mit einem Stein markiert ist. Nun ein kurzer Schreckensmoment: eine Schafherde in Begleitung eines der gefürchteten Herdenhunden (siehe Wissenswertes). Zum Glück ist der Schäfer in der Nähe ist und der Hund friedlich. Ich unterhalte mich kurz mit dem Hirten, auch wenn weder er mich, noch ich ihn verstehe. Langsam, um den Hund nicht zu reizen, gehen wir weiter. Das Pfefferspray, das ich mir extra für die Hunde gekauft hatte, halte ich fest in meiner schwitzenden Hand, doch der Hund interessiert sich nicht weiter für uns. Und so geht es auf einem schönen Pfad recht angenehm zwischen den Felsen weiter. Kurz benötigen wir unsere Hände um zu klettern, die Stelle ist jedoch nicht gefährlich.
Dann beginnt der Abstieg die Felsen hinab, wieder unter Zuhilfenahme der Hände. Wenn es regnet, ist es hier sicherlich rutschig und nicht ganz ungefährlich. Gegenüber erblicken wir einen Hof mit vielen Schafen und sicherlich auch den angsteinflößenden Hunden. Zum Glück müssen wir rechts abbiegen. Entspannt laufen wir über eine Wiese bis zu der Grenzpyramide, die den Übergang von Montenegro zurück nach Albanien markiert. Ein guter Ort, um zu rasten, bevor wir den Endspurt antreten. Vom Regen ausgewaschene Pfade führen uns bergab und wir werden von zwei Personen auf vollgepackten Pferden überholt. Wir passieren ein Dorf sowie die angrenzende große Wiese, um wieder in den Wald einzutauchen. Von da an geht es nur noch abwärts bis in das Dörfchen Çerem.



Wir haben keine Übernachtung gebucht, werden aber am Eingang zum Dorf von einem jungen Mann in Begleitung seines kleinen Bruders abgefangen, die uns zu einer Unterkunft, dem Relax Guesthouse, bringen: Ein süßes Haus, mit einem schönen Obst- und Gemüsegarten, Sitzgelegenheiten und Babykatze. Stolz erzählt uns der Besitzer, dass das Dorf Çerem erst seit einem Tag an das Stromnetz angeschlossen ist. Wifi gibt es jedoch noch nicht. Wir treffen auf andere Wanderer und essen gemeinsam (unglaublich viel) zu Abend. Den wahrlich schöne Tag lassen wir mit gemeinsamen Bier- und Rakitrinken am Lagerfeuer ausklingen. Der nette Inhaber spricht Deutsch und als ein Hund versucht ein Huhn zu töten, beruhigt er mich, der Hund wolle es nur ins Bett bringen.
Wir schlafen in einem 5-Bett-Zimmer, das wir für uns alleine haben. Warmes Wasser ist nur begrenzt verfügbar, aber mit etwas Geduld reicht es für alle. Ich würde immer wieder hier übernachten!