
4 Tage Fernwandern auf La Gomera
Hier findet ihr eine Übersicht meiner 4-tägigen Etappentour auf La Gomera. Leider war es mir aufgrund von Zeit- und Unterkunftsmangel nicht möglich, den kompletten Rundwanderweg abzulaufen. Die Tour beinhaltet jedoch Etappen der Fernwanderwege GR 132 und GR 131 sowie eine selbst gewählte Tour und ich kann sie nur jedem empfehlen.
Etappenübersicht – La Gomera
Die Gehzeiten verstehen sich ohne Pause und die jeweiligen GPX-Daten findet ihr auf der Wanderapp komoot.
Etappen | Gehzeit | km | Höhenmeter | Unterkunft | GPX | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | San Sebastián – Hermigua (GR 132) | 7:45 h | 27,1 | 1110↑/1010↓ | Casa Creativa | Etappe 1 |
2 | Hermigua – Vallehermoso (GR132) | 6 h | 17,5 | 1000↑/900↓ | El Sabinar | Etappe 2 |
3 | Vallehermoso – Las Hayas (GR 131) | 3:40 h | 10,3 | 900↑/150↓ | Jardín Las Hayas | Etappe 3 |
4 | Las Hayas – Mirador Los Roques | 5 h | 18,1 | 800↑/680↓ | Torre del Conde (in San Sebastián) | Etappe 4 |
Erfahrungsbericht: Wandern auf La Gomera
Etappe 1: Von San Sebastián nach Hermigua
Länge: 27,1 km
Höhenmeter Aufstieg: 1100 m
Höhenmeter Abstieg: 1010 m
Dauer: 7:45 h
GPX
Sehr früh klingelt der Wecker und nach einem schnellen Frühstück im Hotel brechen wir auch sogleich auf. Das Hotel Torre del Conde in San Sebastián eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt oder für eine Zwischenübernachtung bei Wanderungen und liegt nur wenige Meter von dem schönen Stadtstrand entfernt.
Die heutige Etappe (Teil des Fernwanderweges GR 132) ringt mir aufgrund ihrer Länge von fast 28 km nach meiner erzwungenen Wanderpause in den letzten Monaten doch etwas Respekt ab. Und tatsächlich beginnt sie geradewegs mit steilen Treppen aufwärts durch das am Hang gebaute Städtchen San Sebastián. Nach einem Kreisverkehr lassen wir die Zivilisation hinter uns und wechseln auf einen Wanderpfad, der uns stetig bergauf führt und mit schönen Ausblicken auf San Sebastián, das Meer sowie das Tal und die Berge aufwartet. Wir wandern vorbei an Steinformationen, Kakteen, kleinen weißen Höhlen und über einen Bergkamm, bis wir schließlich in ein grünes Tal absteigen und dort auf eine Forststraße stoßen. Ich bin ganz entzückt, wie abwechslungsreich diese Wanderung jetzt schon ist.





Die Straße – sowie das auffällige Wasserrohr am Rand – schlängelt sich einige Kilometer entlang der Berge sanft aufwärts, wo sie zunehmend verwildert. Oben angekommen, finden wir uns in einer Wolke wieder. Nebel umgibt die Pflanzen und den Weg: Alles sieht verzaubert aus.
Entlang der Strecke informiert nach jedem Kilometer ein Stein, wie weit man schon gelaufen ist. Je nach Verfassung kann das entweder Motivation oder das genaue Gegenteil auslösen. Solltet ihr – wie wir – auf einen stärkenden Cortado (spanische Kaffeespezialität) oder Barraquito (kanarische Kaffeespezialität, mit Likör 43 und Zitrone, sehr lecker) unterwegs hoffen, muss ich euch leider enttäuschen: Auf der kompletten Strecke treffen wir keinen einzigen Menschen. Alle Häuser, an denen wir vorbeikommen, sind geschlossen, unbewohnt oder verfallen. Nehmt also unbedingt genügend Proviant und vor allem Wasser mit!




In Kurven geht es nun durch einen Nebelwald bergab, vorbei an schwindelerregenden Abgründen, die gleichzeitig großartige Ausblicke bieten. Eine Herde Ziegen ergreift panisch die Flucht, als wir uns ihr nähern. Kurz überlegen wir eine Abkürzung – vorgeschlagen von unserer Wanderapp – zu nehmen, aber aufgrund der Länge der Etappe, der schmerzenden Knie sowie der fortgeschrittenen Zeit beschließen wir, heute keine Experimente mehr zu wagen.
Schließlich verlassen wir die Forststraße und kommen durch ein altes, verfallenes Dorf, von dessen früheren Bewohnern noch ein Autoskelett zeugt. Wir überqueren eine Wiese mit dunklen Findlingen und sehen uns einem großen Felsen gegenüber, dessen Saumpfad von Weitem etwas fragwürdig und fragil erscheint. Betritt man ihn mangels Alternativen jedoch erstmal, lässt er sich ganz gut begehen. Endlich erblicken wir die Playa de Caleta, angeblich einer der schönsten Strände der Insel. Da wir aber vor Einbruch der Dunkelheit in Hermigua ankommen möchten, steigen wir nicht ab, sondern folgen dem gut angelegten Wanderweg entlang der Felsen. Während das Tageslicht bereits zu schwinden beginnt, meistern wir noch einen letzten steilen und etwas Konzentration erfordernden Abstieg und erreichen unser heutiges Ziel, bevor es dunkel wird.
Fix und fertig kommen wir in unserer Unterkunft, der Casa Creativa an. Wir bekommen ein sehr schönes Zimmer mit kleiner Terrasse und Blick auf die Berge, die wir gerade bezwungen haben. In der Bar nebenan belohnen wir uns mit reichlich Tapas und Wein, bevor wir müde, aber zufrieden ins Bett fallen und sofort einschlafen.
Fazit: Wunderschöne, überraschend abwechslungsreiche Tour, die aufgrund ihrer Länge aber nicht zu unterschätzen ist. Packt unbedingt ausreichend Proviant und Wasser ein, da es unterwegs gar nichts gibt. Belohnt werdet ihr mit grandiosen Ausblicken und dem Gefühl, alleine auf der Insel zu sein.
Etappe 2: Von Hermigua nach Vallehermoso
Länge: 17,5 km
Höhenmeter Aufstieg: 1000 m
Höhenmeter Abstieg: 900 m
Dauer: 6:00 h
GPX
Morgens spüre ich die Anstrengungen der gestrigen Tour in allen Gliedern. Um meine Knie zu schonen, packe ich sie in zwei Schienen, was ein eher kurioses Bild abgibt. So früh am Morgen findet sich nirgendwo im Dorf eine Möglichkeit, einen café zu trinken, also schlendern wir gemächlich durch Hermigua hinab zum Meer, wo die heutige Etappe offiziell startet. Zur Rechten erblickt man die Ruinen der “Pescante de Hermigua”, einer alten Verladestation, deren große dunkle Pfeiler futuristisch anmuten und aus einem Science-Fiction-Film stammen könnten. Wir haben den Ort zwar nicht besucht, aber es scheint dort ein Steinschwimmbecken zu geben, in dem sicher und geschützt vor der Strömung gebadet werden kann.



Wir schlagen die entgegengesetzte Richtung ein, laufen durch das pittoreske und verwinkelte Lepe – weiterhin auf der Suche nach einem café; leider ist weit und breit keine Bar in Sicht. Das nächste Dorf, Agulo, das als eines der schönsten und ursprünglichsten auf La Gomera gilt, ist nicht weit entfernt und über zahlreiche Stufen erreichbar. Dort angekommen, weisen uns zwei Einheimische den Weg zur Bar Alameda, in der wir endlich einen leckeren café con leche sowie ein bocadillo (Sandwich) bekommen: Meine Lebensgeister kehren zurück!
Mit neuem Elan machen wir uns wieder auf den Weg und spazieren über Kopfsteinpflaster durch die kleinen Gassen des Dorfes weiter. An einem Laternenpfahl klebt ein verblichener Zettel, der auf einen gesperrten Wanderweg hinweist, dem wir jedoch nicht sonderlich viel Beachtung schenken. Nicht allzu viel später stehen wir dann aber vor einem gelben Absperrband: Der Aufstieg auf den El Roquillo ist nicht möglich. Da wir einen kilometerweiten Marsch auf Asphalt unbedingt vermeiden wollen, checken wir Alternativen auf komoot und werden fündig.
Hierfür müssen wir einen Tunnel in die entgegengesetzte Richtung durchqueren und der Teerstraße einige hundert Meter folgen, bis links wieder das Örtchen Agulo erscheint und rechts, neben einem kleinen Häuschen mit fröhlich bellendem Hund auf dem Dach, ein markierter Weg abgeht. Zweifel machen sich breit: Erstens hängt auch hier der Ausdruck mit dem Hinweis auf die Sperrung. Zweitens: Wir stehen vor einer schier unbezwingbar aussehenden Steilwand! Wir studieren den Sperrungshinweis etwas genauer und vergleichen ihn mit unserer Route: Nicht zugänglich ist der “normale” Aufstieg auf den El Roquillo, wir befinden uns jedoch gerade auf der anderen Seite. Unentschlossen stehen wir herum. Schließlich hält ein Bus, ein Mann steigt aus, die Freude des bellenden Hundes über die Ankunft seines Herrchens steigt ins Unermessliche und wir treffen in ihm auf eine kompetente Auskunftsquelle. Nach Einschätzung des Mannes ist alles überhaupt kein Problem: Es gäbe einen camino die Wand hinauf und auch von der Sperrung seien wir nicht betroffen. Ich habe zwar mittlerweile gelernt, dass die Definition von “kein Problem” von locals oft stark von jener der nicht-locals abweicht, aber wir wagen es trotzdem.



Tatsächlich schlängelt sich ein zwar steiler, aber immer hüftbreiter Felsweg serpentinenartig hinauf, sodass der Abgrund gar nicht so schlimm erscheint (wenn man nicht hinsieht). Konzentrieren sollte man sich trotzdem. Je höher wir kommen, desto matschiger wird es. Auf dem El Roquillo angekommen, stehen wir vor der Aussichtsplattform, die wir schon von unten erspäht hatten (und überlegt hatten, was das denn für ein komisches Gebäude sei), einer Zufahrtsstraße und dementsprechend vielen Menschen. Wir laufen weiter auf nasser, roter Erde, die unsere Schuhe ganz schwer werden lässt, bis wir wieder auf eine Forststraße – nun erneut auf dem GR 132 – und kurz darauf auf einen Wanderweg abbiegen. Dieser führt uns in den Barranco Las Rosas, vorbei an einem Stausee und Gänsen, die auf den Bus zu warten scheinen. Der Rest der Strecke verläuft auf einem schönen Pfad entlang markanter Felsen, die teilweise ein recht bizarres Erscheinungsbild haben. Nach einem letzten steilen Schlussabstieg erreichen wir das Dorf Vallehermoso.
Unsere Unterkunft El Sabinar liegt glücklicherweise nicht weit entfernt und entpuppt sich als überraschend geräumige Wohnung. Sie ist zwar etwas dunkel, aber perfekt ausgestattet. Besonders gefallen hat mir die Lage inmitten des Dörfchens mit dem großen, zur Dorfstraße gewandten Fenster. Das Restaurant Agana gleich um die Ecke serviert gute landestypische Küche und Wein aus riesigen Fässern zu fairen Preisen.



Etappe 3: Von Vallehermoso nach Las Hayas
Länge: 10,3 km
Höhenmeter Aufstieg: 990 m
Höhenmeter Abstieg: 150 m
Dauer: 3:40 h
GPX
Die heutige Tour ist nur 10 km lang, deswegen starten wir ganz entspannt. Den ersten kleineren Berg überwinden wir noch problemlos und gelangen an einen Stausee. In dem kleinen Dörfchen Rosa de las Piedras folgen wir der Dorfstraße bis zu einem kleinen Haus, von dem rechts der offizielle Wanderweg GR 131 (Camino Natural Cumbres de La Gomera) abgeht. Achtung: Diese Abzweigung ist leicht zu übersehen.
Bei strahlendem Sonnenschein – und dementsprechender Hitze – geht es fast 1000 Höhenmeter stetig die cumbres bergauf. Man läuft vorwiegend auf Waldwegen und Trampelpfaden, Schatten ist eher spärlich gesät. Der Aufstieg ist unerwartet anstrengend, trotzdem genießen wir die Schönheit dieser Etappe und legen öfters Pausen an schattigen Plätzchen ein. Im Kontrast zu der eher trockenen Landschaft zuvor, geht es abschließend ein kleines Stück durch den Nebelwald des Parque Garajonays: Die Farbe Grün in all ihren Facetten und mit Flechten behangene Lorbeerbäume bilden eine verzauberte Kulisse. Die Anzahl an Tageswanderern, die uns entgegenkommen, steigt stetig: Las Hayas ist nicht mehr weit entfernt.



Das Bergdorf Las Hayas liegt langgezogen und idyllisch in den Hügeln La Gomeras, umrandet von Viehweiden und Palmen. Einen Supermarkt gibt es nicht und die nächste Einkaufsmöglichkeit ist ca. 6 km entfernt. So bleiben eigentlich nur zwei hervorragende Möglichkeiten, um den Hunger zu stillen, wenn man – so wie wir – ohne Auto oder Proviant unterwegs ist: die Casa Efigenia mit vegetarischen Speisen und die Bar Amparo mit typischer kanarischer Küche. Letztere kann ich uneingeschränkt empfehlen. Wein kann in der Casa Efigenia erworben werden. Wir haben das Glück auf ein nettes motorisiertes Pärchen zu treffen, das uns das Nötigste von seinem Ausflug zum Supermarkt mitbringt.
Einquartiert haben wir uns im Jardin las Hayas, der Check-in ist jedoch in der Casa Efigenia, ca. 10 Minuten zu Fuß von der eigentlichen Unterkunft entfernt. Unser Doppelzimmer entpuppt sich als kleines Apartment in einem Steinhaus, mit Wohnzimmer, Kühlschrank, Kochzeile und extra Schlafzimmer. Vom geräumigen Balkon aus hat man tagsüber einen tollen Blick auf das Meer und El Hierro, nachts in den Sternenhimmel. Wer – wie ich – Katzen mag, kommt hier voll auf seine Kosten, da diese sich überall auf den Mauern und Dächern tummeln.



Etappe 4: Von Las Hayas nach Mirador de Los Roques
Länge: 18,1 km
Höhenmeter Aufstieg: 800 m
Höhenmeter Abstieg: 680 m
Dauer: 5:00 h
GPX
Nach einem Ruhetag in Las Hayas machen wir uns auf zu unserer vorerst letzten Wanderung. Etwas wehmütig verabschiede ich mich von den Katzen. Praktischerweise beginnt die Etappe gleich hinter unserer Unterkunft und wir starten mit der Durchquerung eines mit massiver Felswand beindruckenden Barranco. In dem gegenüberliegenden Örtchen El Cercado angelangt, machen wir in der Bar Maria eine kleine Pause, trinken café con leche, frisch gepressten Orangensaft und bestellen einen bocadillo.

Da die Etappe heute bis nach San Sebastián zu lang wäre und wir am Mirador de los Roques einen Bus erwischen wollen, der nur drei Mal am Tag fährt, folgen wir nicht dem GR 131, sondern kürzen etwas ab. Wir durchqueren El Cercado – übrigens bekannt für seine Töpferkunst – und biegen in der großen Kurve links ab. Ich bin erst etwas enttäuscht, weil es auf Asphalt weitergeht. Doch dann beginnt der “Parque Nacional de Garajonay”. Der Nationalpark bedeckt ca. 10 % der Oberfläche La Gomeras und besteht vorwiegend aus kanarischem Urwald. Auf einmal wird es wunderschön. Der Weg verjüngt sich zu einem kleinen Forstweg, der durch üppige, grüne und feuchte Vegetation führt und dann auf vielen Treppen hinein in den geheimnisvollen, grünen Nebelwald führt, wo er zu einem Trampelpfad wird. Einen schönen Rastplatz bietet die kleine Kirche, an der man vorbeikommt. Sie ist aber auch das einzige Gebäude: Ansonsten ist alles tiefgrün und die Geräuschkulisse besteht aus Wasserplätschern und Vogelgezwitscher.




In dem Tal El Cedro legen wir eine Barraquitopause in der Bar ein, die zu einem Campingplatz gehört. Hier gibt es auch leckeres Essen, u. a. potaje. Frisch gestärkt laufen wir den Weg ein kleines Stück zurück, um dann die Abzweigung scharf links zu nehmen. Kurzzeitig ist der Weg ziemlich steil. An einer Straße angekommen folgen wir dieser einige hundert Meter aufwärts, überqueren eine größere Straße und finden uns dann auf einem schönen Wanderweg wieder.
Leider müssen wir uns nun etwas sputen, da wir den Bus erwischen müssen. Die genauen Informationen zum Fahrplan sind etwas schwierig herauszubekommen, von daher hinterlege ich euch die Zeiten unter “Allgemeines”. Diesen wunderschönen Weg, der durch einen Wald führt, immer steiniger wird und spektakuläre Ausblicke bereithält, können wir aufgrund des Zeitdrucks kaum genießen. Plant hierfür unbedingt etwas Zeit ein!
Um zur Haltestelle “Mirador de los Roques” – einem Aussichtspunkt auf die Roques, von dem auch einige Wanderwege abgehen – zu gelangen, muss ein kleines Stück an der Hauptstraße zurückgelegt werden. Rechts daneben gibt es einen kleinen Trampelpfad, der angenehmer zu laufen ist. Kurz vor der Haltestelle biegt er aber rechts ab und verschwindet im Grün. Sollte der Bus schon weg sein, steht man hier zumindest an einer strategisch günstigen Stelle. In regelmäßigen Abständen halten hier Busse oder Jeeps mit Touristen, die die Aussicht genießen und Fotos schießen. Hier ergibt sich definitiv eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt.


Wir schaffen es aber rechtzeitig und fahren entspannt mit dem Bus zurück nach San Sebastián, wo wir wieder im Hotel Torre del Conde unterkommen. Und solltet ihr noch einen Restauranttipp benötigen: Restaurant Ambigu (etwas gehobener und nur mit vorheriger Reservierung, lohnt sich aber sehr!).