Albanien stand schon seit einiger Zeit auf meiner Liste. Vor allem wollte ich das Land noch besuchen, bevor es aufgrund seiner wachsenden Beliebtheit als Reiseziel komplett überlaufen ist. Und da ich so gerne wandere, suchte ich gezielt nach Möglichkeiten, eben dieser Leidenschaft zu frönen. Bei meinen Recherchen stieß ich auf den Peaks of the Balkans Trail (PoB), ein noch nicht ganz so stark frequentierter, grenzüberschreitender Wanderweg, der durch die Länder Albanien, Kosovo und Montenegro führt. Mein Interesse ist geweckt: Drei neue Länder kennenlernen und das zu Fuß, meinem liebsten Fortbewegungsmittel. Sein Schattendasein und nicht vollständig ausgebaute Infrastruktur bergen dazu noch ein gewisses Abenteuerpotential. Alleine schon die Bezeichnung der albanischen Alpen lässt Bilder in meinem Kopf entstehen: Prokletije, Accursed Mountains – die verwunschenen Berge…



Beste Reisezeit: Am besten plant man seine Wanderung zwischen Mitte Juni und Mitte September. Mitte Mai kann der Weg zwar schon begangen werden, es muss jedoch noch mit Schneefeldern gerechnet werden, während ab Mitte September die Gefahr geschlossener Unterkünfte besteht, da die Hirten zu dieser Zeit ins Tal absteigen. Meiner Erfahrung nach ist der Weg Ende September noch problemlos begehbar und die Herbergen offen: Die Bewohner richten sich auf die stetig steigende Besucherzahl ein.
Unterkünfte: In größeren Orten wie Thethi oder Plav gibt es zahlreiche Unterkünfte und es kann problemlos via bekannter Buchungsportale im Voraus reserviert werden. In kleineren Dörfern oder Ansiedlungen wird man direkt vor Ort fündig: Meist steht schon ein Familienmitglied – oft ein Kind – am Dorfeingang und fängt die Wanderer ab. Die Unterkünfte sind eher einfach, mit Wifi ist nicht überall zu rechnen und auch die Warmwasserversorgung kann nicht überall durchgehend gewährleistet werden. Bei jeder Unterkunft entlang des Weges ist automatisch Halbpension inkludiert: Frühstück mit selbst gebackenem Brot, sowie Abendessen. Zusätzlich bekommt man auf Anfrage ein Lunchpaket ausgehändigt, das in der Regel im Preis enthalten ist. Außerhalb der Nationalparkschutzgebiete ist auch das Zelten erlaubt. Plant man jedoch keine Gipfelabstecher, ist es nicht nötig, das zusätzliche Gewicht mit sich zu führen.



Tiere: Zwar gibt es einige Reptilien, wie beispielsweise giftige Schlangen, doch sind sie äußerst scheu. Uns ist keine über den Weg gekrochen. Hohe Wanderschuhe sind trotzdem zu empfehlen, bieten sie doch einen gewissen Basisschutz. Ebensowenig wird man Wölfen, Luchsen oder Bären begegnen, auch wenn sie dort heimisch sind. Meiner Ansicht nach geht die größte Gefahr von dem falschen Verhalten bei der Begegnung mit Herdenschutzhunden aus. Sie gehören einer speziellen Rasse an, der Šarplaninac: große, sandfarbene Hunde, die weder bestechlich, noch zu beschwichtigen sind und deren einzige Motivation es ist, die Schafherde zu beschützen. Wanderer können sie als Bedrohung empfinden. Am besten bleibt man stehen und/oder entfernt sich (langsam!) so weit wie möglich von der Herde, bis der Hirte in Sichtweite ist. Auf gar keinen Fall wegrennen!



Visa: Um die Grenzen problemlos zu passieren, sind Border Cross Permits für alle drei Länder erforderlich. Die Beantragung erfolgt entweder bei den jeweiligen Behörden oder ganz unkompliziert über den Service Zbulo. Gegen eine Gebühr von ca. 20€ gibt man seine Pass- sowie Reisedaten ein und erhält die Unterlagen nach erfolgreicher Bearbeitung via E-Mail. Wir wurden auf dem Weg nie danach gefragt. Nur in Plav muss man zusätzlich bei der örtlichen Polizeistation vorstellig werden, um ein gestempeltes Dokument zu erhalten.
SIM-Karten: Da Albanien kein Mitgliedsstaat der EU ist, empfiehlt sich der Erwerb einer lokalen SIM-Karte. Ich rate zu dem Anbieter Vodafone. Vodafone bietet seit 2021 ein recht günstiges “Tourist Pack” mit guten Konditionen an und der Service funktioniert auch in Montenegro und im Kosovo. Eine komplette Netzabdeckung auf dem Peaks of the Balkans besteht nicht, mit keinem der Anbieter.
Geld: In den Herbergen ist Kartenzahlung oft nicht möglich, deswegen sollte immer genügend Bargeld vorrätig sein. Mit Kreditkarte kann am Flughafen oder in jeder größeren Ortschaft Geld abgehoben werden. Die albanische Währung ist der Lek, in Montenegro und im Kosovo wird mit Euro bezahlt.
Literatur: Sehr viele nützliche Informationen liefert der Wanderführer Peaks of the Balkans des Rother Verlags. Neben ausführlichen Etappenbeschreibungen gibt er einen interessanten Einblick in die Geschichte sowie Land und Leute. Da sich die Region aber wahnsinnig schnell verändert, sind einige Informationen etwas veraltet: beispielsweise gibt es mittlerweile fast überall Anschluss an das Stromnetz.